72h in London // Impressionen-Overload

by Sarah

“In London ist es egal wer du bist oder wie du aussiehst, du kannst sein, wer du willst.”

Diese und ähnliche Aussagen habe ich vor meiner ersten Reise nach London schon gehört und auch vor Ort, und es stimmt in meinen Augen. Auch wenn ich wohl nur einen minimalen Bruchteil während meiner Zeit dort gesehen habe und mir das Geschehen wahnsinnig kurzweilig vorkam, ist mir die weniger vorhandene Oberflächlichkeit im Vergleich zu anderen Städten durchaus aufgefallen. So angenehm.

Mit dem Wissen, nur 3 Tage in London zu verweilen, von denen ich an zwei Tagen arbeiten würde, mache ich mich direkt nach meiner Landung am Sonntag Abend auf den Weg, mir die Umgebung anzusehen. Ich bin glücklicherweise direkt im Zentrum untergebracht worden, weshalb ich zunächst auf die Metro verzichte und es mich schnell nach SOHO und Chinatown verschlägt. Es hängt bereits die Weihnachtsdekoration auf der Oxfordstreet, die für einen fotografischen Andrang zu sorgen scheint. Die Carnaby Street mitten in SOHO verzaubert mich für diesen Abend mit ihren Lichtinstallationen aber vollkommen, dieses Jahr sind die markanten Dekorationen dem Thema Queen anlässlich der Veröffentlichung von “Bohemien Rhapsody” gewidmet und so leuchten Mercury’s Textpassagen eindrucksvoll über der Straße – “is this the real life, is this just phantasy?”  Mit einem überwältigenden ersten Eindruck falle ich müde ins Bett, mit der Hoffnung, noch so viel wie möglich hier zu sehen an meinem einen freien Tag.

Es ist Montag Morgen und ich wache noch vor dem Klingeln meines Weckers auf, was wohl an der Zeitverschiebung um 1 Stunde zurück liegt. Von meinem Hotelzimmer aus kann ich in naher Ferne The London Eye in der Dämmerung sehen und ich freue mich auf den Tag. Mit einer weiteren Deutschen, die ebenfalls für diesen Job nach LDN gekommen ist, treffe ich mich zum Frühstück.

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Okay, ich merke, ich komme nicht mehr drum herum, zu erzählen, was ich hier gemacht habe. Es handelt sich um einen kleinen Modeljob – wenn die Ergebnisse nicht allzu schlecht sind, werde ich euch zu gegebener Zeit etwas davon zeigen. Meine Calltime ist erst gegen 9 Uhr und so kann ich in einem Cafe sitzend zusehen, wie die Stadt erwacht und Massen an gut gekleideten Menschen am Fenster wie die Lemminge vorbeiziehen, ehe sie in einem Strom in der Metro verschwinden. Ein Fahrer holt mich ab und fährt mich zum etwa 2 km entfernten Drehort. Der Weg dorthin dauert fast eine halbe Stunde – London Rush Hour.

Wahnsinnig erschöpft komme ich gegen 18 Uhr abends zurück zum Hotel. Eigentlich möchte ich mich nur noch aufs Bett werfen und sofort einschlafen, aber es zieht mich nach draußen. Warm eingepackt mache ich mich auf den Weg. Ohne Navigation und ein bestimmtes Ziel, aber in Richtung Themse. Wieder durch SOHO, vorbei am Trafalgar Square komme ich zu einer kleinen Fußgängerbrücke, auf der ich in der Mitte stehen bleibe. Ein Violinist spielt Stücke aus “Die fabelhafte Welt der Amelie” und sein Spiel könnte die Stimmung der Stadt, aber auch die Stimmung in mir nicht besser treffen. Also stelle ich mich neben ihn, lasse meinen Blick schweifen, reflektiere den Tag und atme die kalte Nachtluft ein. Sicher kennt ihr sie, die kleinen Momenten, in denen ihr schon wisst, ihr werdet euch an sie erinnern? So einer war das.

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Ich überquere die Themse komplett und stehe fast unterm London Eye. Hier steht ein Karussell im Vintage Look und ein erster Weihnachtsmarkt hat seine Pforten geöffnet, überraschenderweise nur wenig kitschiger als ich ihn erwartet hätte. Ich schlendere einmal drüber, widerstehe der Versuchung, mir Bratwurst oder Churros zu kaufen, nur um wenig später mit den anderen deutschen Mädels noch ein Tapas Restaurant aufzusuchen und mir ein Käsefondue zu bestellen. Typically me.

Dienstag Morgen und wieder brauche ich keinen Wecker. Bereits um sieben Uhr morgens verlasse ich mit gepacktem Rucksack das Hotel und mache mich auf den Weg zur Tower Bridge. Im Morgenlicht soll sie besonders schön aussehen – für wahr befunden. Es ist ein wahnsinnig schöner Herbstmorgen, das Laub wird von der Morgensonne in Gold getaucht und es ist noch relativ ruhig, kaum Touristen in Sicht. Ich hole mir einen Cappuccino und lasse mich eine halbe Stunde an der Tower Bridge nieder und beobachte, wie sich die Farben mit dem Stand der Sonne verändern.

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Unweit der Brücke liegt der Bourough Market, einer eurer vielen Tipps via Instagram. Da ich noch sehr früh dran bin, erlebe ich mit, wie die Händler ihre Stände dort aufbauen. Mir strömen Gerüche von frischem Fisch, eben erst gebackenem Brot, einem Reisrisotto, einer Vielzahl an Käsesorten und vielen weiteren Köstlichkeiten in die Nase. Der Markt hat einen tollen Flair und einen Stop-Over für einen Snack kann ich hier jedem nur ans Herz legen.

Weiter in Richtung Westen laufe ich an der Themse entlang um sie auf Höhe der St. Pauls Kathedrale wieder zu überqueren. Gerne würde ich die Kathedrale von innen sehen, entscheide mich aber aufgrund des Wetters dagegen und laufe weiter in Richtung Covent Garden Market, wo ich eine kleine Mittagspause mache. Ich schreibe wieder mehr handschriftlich und so nutze ich die Pause, um ein paar meiner Gedanken für mich wieder zu Papier zu bringen, mit einem guten Kaffe vor mir und der Sonne im Gesicht im Freien sitzend.

Westminster Abbey und die Gegend rundherum sind mein nächster Stop, hier tummeln sich auch mit Abstand die bisher meisten Touristen. Ich packe meine Kopfhörer in die Ohren und mache einen ruhigen Spaziergang durch den St. James Park, von dem ich dreist behaupten würde, dass er im Herbst am schönsten sein muss. So viel Ruhe mitten im Zentrum einer Großstadt beeindruckt mich. Angekommen am Buckingham Palace schieße ich mein obligatorisches Selfie, das ich an meine Eltern sende und mache mich auf den Weg zum National History Museum, vor welchem sich eine kleine Eislaufbahn mit einem Weihnachtsbaum in der Mitte befindet. Zu gern würde ich aufs Eis, meine Eislauf-Karriere liegt nun jedoch mehr als ein Jahrzehnt zurück also umgehe ich das Risiko, mir bestenfalls noch die Knochen zu brechen. Mit einem Hot-Dog in der Hand setze ich mich an den Rand und beobachte eine Weile das Treiben.

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Über den Kensington Park – ja wir haben mittlerweile gut halb vier am Nachmittag und ich bin all das gelaufen! – vorbei am Kensington Palace marschiere ich in Richtung Notting Hill. Dort angekommen geht die Sonne allmählich unter und die Dämmerung taucht die kleinen Townhouses erneut in schöne Farben. Notting Hill ist entzückend, gerne würde ich mich in jedem zweiten Café niederlassen.

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Stattdessen mache ich mich auf den Weg, diesmal mit der Metro, zum Kings Cross. Der kolossale Bahnhof diente bereits als Drehort für die Harry-Potter Aufnahmen, so ist es auch nicht verwunderlich, dass sich hier mit entsprechendem Merchandising gutes Geld machen lässt. Ich gebe der Versuchung nach, zumindest ein typisches Touristen-Foto zu machen, Oma wird sich freuen. Für dieses Bild muss übrigens nicht gezahlt werden, nur im Fall, dass man sich für die Aufnahmen eines Fotografen entscheidet. Für mich genügt das Handy-Foto.

Ich bin mittlerweile sehr erschöpft, es ist dunkel und wird kälter. Ich gönne mir ein Uber zurück zum Hotel, wo ich erst einmal eine heiße Dusche nehme, um mich aufzuwärmen. Gleich bin ich noch mit einem Bekannten aus Studienzeiten verabredet, der bereits seit einem Jahr in London lebt. So mache ich mich warm eingepackt erneut auf den Weg nach draußen und gönne mir im Pub angekommen erstmal ein IPA. Kennt ihr dieses unnütze Wissen, dass euch Freunde mit auf den Weg geben, im besten Fall noch im trunkenen Zustand, das ihr aber nicht mehr vergessen könnt und dann bei jeder Gelegenheit weitergebt? Isabel hat mir bei meinem letzten Lissabon-Besuch die Besonderheit des India Pale Ale erklärt. Die Legende sagt, britische Brauer hätten für für die in Indien stationierten Soldaten das Bier zweifach haltbar gemacht, damit es die lange Schiffsreise überstehen würde. Das Bier wurde also besonders stark eingebraut (fast doppelter Alkoholgehalt), des Weiteren wurde mehr Hopfen für IPA verwendet, da Hopfen eine konservierende Wirkung hat. Angeblich sei so durch zunächst praktische Gründe das heute bekannte IPA entstanden.

Selbstverständlich erzähle ich diese Gesichte meinem Bekannten, er erzählt mir von seinem Leben in London, wohin man geht, wenn man in London lebt (nämlich nicht ins Zentrum) und wie schnelllebig die Stadt und ihre Bekanntschaften sein können. So toll mein Eindruck von London auch ist, ob ich hier leben könnte, darauf habe ich noch keine Antwort. Nachdem ich mich dieses Jahr beinahe daran gewöhnt habe, alle paar Wochen wo anders zu leben, ist dies beinahe eine Gewohnheit geworden – an einen neuen Ort zu kommen und schnell darüber nachzudenken, ob ich hier leben möchte.

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Mein Rücken schmerzt, meine Fusssohlen brennen und ich bin eigentlich hungrig und müde, mache mich aber dennoch auf den Weg zur letzten Station: dem Camden Market. Die Mühe hätte ich mir sparen können, ich kam etwa eine halbe Stunde zu spät dort an. So bleibt mir etwas für den nächsten Besuch. Eingedeckt mit einer Paperbag von BurgerKing in der einen und einem Oreo Shake in der anderen Hand (ich bin immerhin am Ende des Tages 26km gelaufen!) mache ich mich auf den Weg ins Bett, wo ich nach etwa 2 Minuten Netflix direkt tief und fest einschlafe.

Für etwa einen freien Tag waren das natürlich sehr viele verschiedene Spots, und viele hätten sich für einen längeren Aufenthalt oder ein intensiveres Verweilen angeboten. Ich komme definitiv mit mehr Zeit im Gepäck einmal wieder.

xx

 

 

** IN DIESEM POST WERDEN MARKEN & ORTE GENANNT UND WEITERFÜHRENDE WEBSITES GEZEIGT ODER VERLINKT, ER IST DARUM NACH AKTUELLER, UNGEKLÄRTER RECHTSLAGE, ALS WERBUNG ZU KENNZEICHNEN .

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