Ich spürte in mir eine Sehnsucht nach Neuem, Unbekanntem und zugleich nach einem Ort, von dem ich mir innere Ruhe und Abstand zum Alltag erhoffte. So kam es, dass ich eine meiner besten Entscheidungen traf: ganz allein einen Roadtrip für 10 Tage über die sogenannte grüne Insel, Irland, zu machen.
Warum allein eine Reise nach Irland?
Ich habe schon viele verschiedene Länder bereisen dürfen, andere Kulturen erfahren dürfen, Gastfreundschaft erleben dürfen. Doch Irland ist mit nichts davon vergleichbar bisher. Nicht nur, dass die Landschaft und die Natur dort wie ein fortwährendes Scrollen durch Windows98 Screensaver vorkommen, auch die Menschen hinterlassen bleibenden Eindruck. Ich wurde so herzlich empfangen, wohin ich auch kam. Stets wurde mir, auch ungefragt, weitergeholfen und in irgendeiner Art und Weise etwas gegeben. Das war wirklich außergewöhnlich für mich! Und ja gut, das Guiness schmeckt auf der Insel wirklich besser als auf dem Festland. (;
Irland mit dem Mietwagen
Eines meiner Ziele war es, möglichst viel von Irland zu sehen und auch Sehenswürdigkeiten flexibel zu erkunden. Daher entschied ich mich für einen Mietwagen. Diesen habe ich direkt am Flughafen Dublin bei Hertz gemietet. Sowohl die Vermietung, Bezahlung und auch Rücknahme haben einwandfrei geklappt.
Vor meinen ersten Fahrversuchen im Linksverkehr war ich sehr nervös.Trotz mehr als 10 Jahren unfallfreier Fahrerfahrung. Die anfängliche Nervosität hat sich aber sehr schnell gelegt. In meiner Windschutzscheibe lag ein DinA4 mit Pfeilen, ein immer wieder hilfreicher Reminder, wenn die Gewohnheit durchkommen wollte. Darüber hinaus lautet mein Rat, ausnahmsweise: immer mit dem Strom schwimmen!
Roadtrip – welche Route über die grüne Insel?
Jeder hat sein individuelles Reisetempo und Vorlieben für eine Rundreise. Und vermutlich haben besonders Alleinreisende die verschiedensten Intentionen für ihre Reisen im Gepäck. Zumindest ist mir das schon in so vielen Gesprächen aufgefallen. Alleinreisende scheinen immer einen besonderen Grund für ihre jeweilige Reise zu haben. Lange Rede, kurzer Sinn, auch ich hatte einen Anlass für Irland: innere Ruhe finden und bewusstes Trauern über einen erlebten Verlust. Kurz gesagt Trauerarbeit.
Ich hole so weit aus, um verständlich zu machen, dass eine genaue Auflistung meiner Route samt Zeitplan niemandem weiterhilft. Weil gerade das Spontane und die Flexibilität meine Erfahrungen ausmachten. Es zu meiner Reise machten und ich das jedem auch so wünsche. Aber gerne inspiriere ich mit den Orten und Unterkünften, die ich wieder bereisen würde.
Cork
Meine erste Fahrt nach Ankunft in Dublin führte mich direkt nach Cork. Mit etwa 250km und einer Fahrtzeit von etwa 3h war dies auch schon die längste Strecke und Fahrt in meinen gesamten 10 Tagen, also easy machbar! Von Freunden und auf vielen Reiseblogs habe ich den Nationalpark der Wicklow Mountains ans Herz gelegt bekommen, der läge theoretisch auf dem Weg. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben und ich gebe diesen Tipp hiermit gerne weiter.
(*Update Juli 2022 – Wicklow Mountains war geil – davon könnt ihr bald hier lesen)
Mein erster Abend in Cork und mein Herz tanzte vor Freude über so viele neue Eindrücke. Ich weiß noch wie heute, wie ich meinen Partner anrief und ihm etwa 60 Sekunden lang einen Monolog darüber hielt, wie andersartig die Architektur ist oder wie interessant der irische Dialekt klingt. Mit meiner Kamera ließ ich mich durch die Abendstimmung treiben, suchte ein Restaurant und saß dort das erste Mal seit Abflug in Deutschland still und realisierte: geil, ich bin jetzt allein in Irland.
Eines meiner Highlights: der Besuch des English Market. Ein schöner Markt mit allen erdenklichen Köstlichkeiten, frischem Fisch und Fleisch, Blumen und vielem mehr in einer schönen Halle. Hier treffen Reisende und Einheimische aufeinander und es herrscht quirliges Treiben. Selbst die Queen hat sich davon schon 2011 überzeugt.
Cobh
Mit knapp 13.000 Einwohnern liegt Cobh an der Südküste Irlands. Berühmtheit erlangte der Hafen nicht zuletzt durch die Titanic, die 1912 bei ihrer Jungernfahrt zuletzt in Cobh, auch Queenstown, ablegte. Seit kleinauf faszinieren mich die Geschichte des Schiffs und die Schicksale der Insassen, daher wollte ich unbedingt hier ein wenig Zeit verbringen.
Die Stadt hat ihren irischen Charme behalten und lohnt sich definitiv für einen Ausflug. Ich bestaune die bunten Häuserfassaden und die Kathedrale, die über der Stadt auf einem Hügel thront. Lasse mir die Seeluft um die Nase wehen und lausche den Möwen. Für einen kurzen Moment, wenn ich die Augen schließe, fühle ich mich wie Zuhause in Hamburg. Dieser Schein wird nur durch einen älteren Herren getrübt, der sich, mit stark irischem Akzent, bemüht, eine Unterhaltung mit mir zu beginnen. Dies ist das erste und glücklicherweise auch das letzte Mal während meiner Reise, dass ich, so sehr ich mich auch mühe und so oft ich auch um Wiederholung bitte, ich einfach kein einziges Wort verstehe. Nach mehreren Versuchen lächeln wir uns einvernehmend an, jeder nippt an seinem Heißgetränk und wir bevorzugen das Schweigen. Und ich habe das Gefühl, Irland auf den Spuren zu sein.
Highlight: Das Titanic Museum. Es besticht durch seine tolle Aufmachung und transportiert sowohl die Geschichte des Schiffes als auch ganzer Gruppen sowie einzelner Schicksale so authentisch. Ich möchte nicht zu viel vorwegnehmen, aber besucht es. Und schaut mal genau auf euer Ticket (;
Alpaka Lodge
Als Fan individueller Unterkünfte und Erlebnisse fernab von großen Hotels ( die es ohnehin kaum gibt in Irland, eher viele schöne und charmante Bed & Breakfasts !) habe ich mich für einen Aufenthalt bei einer Alpaka Lodge entschieden. Darüber könnt ihr hier lesen.
Ring of Kerry
Eine der berühmtesten Küstenstraßen Irlands ist der sogenannte Ring of Kerry im Südwesten des County Kerry. Mit etwa 180 Kilometern Rundstraße eignet er sich meiner Meinung nach perfekt für 2-3 Tage. Die Panoramastraße macht ihrem Namen alle Ehre. Sie führt durch zerklüftete und grüne Küstenabschnitte sowie ländliche Küstenorte. Skellig Michael, eine felsige Insel mit einem verlassenen Kloster aus dem 7. Jahrhundert, ist ein beliebtes Ziel an der Route – nicht zuletzt deshalb, weil sie als Drehort für Star Wars diente. Luke Skywalker hatte hier sein Versteck.
Wenn es das Wetter gut mit euch meint, unternehmt eine Bootstour auf die Insel und lasst euch in Portmagee Fish & Chips schmecken. Auch ich habe mich dort bei Sonnenschein draußen niedergelassen, mich auf meine erste Portion irische Fish & Chips gefreut, und dann lernen müssen, dass auch die Möwen Gefallen an meinem Essen hatten. Keine 10 Sekunden hat es gedauert, wurden aus meiner Portion Fish & Chips nur noch Chips.
Galway
Was war ich gespannt auf Galway! Gefühlt gibt es in Irland nicht einen Pub, an dem nicht einmal am Abend Sharon Shannons Klassiker “Galway Girl” gespielt wird und ich wollte wissen, was es mit Galway auf sich hat, nachdem ich schon viele Bekannte davon hab schwärmen hören. Für 3 Nächte wohnte ich bei einer Gastgeberin, die mich und weitere Gäste fast schon liebevoll mütterlich in ihrem B&B versorgte. Zu Fuß machte ich mich gegen Abend immer auf in die Innenstadt, die wirklich mit Pubs gesäumt ist. Von allen Seiten ist Live-Musik zu hören, ob von Straßenmusikern (oder solchen, die es werden wollen) oder aus den Pubs. Das Publikum in Galway ist bunt gemischt, viele Studenten, viele Touristen, Jung & Alt. Die Stimmung ist heiter und ich erlebe ein paar schöne Momente.
Mein Gesamtfazit zu Galway fällt für den ein oder anderen vielleicht jedoch überraschend nüchtern aus. Mich hat der Zauber nicht erreicht. Mir gefiel die Stadt sehr, doch weniger bekannte Dörfchen oder ältere, weniger “hippe” Pubs haben mich auf meiner Reise mehr berührt oder erschienen mir authentischer. Aber ich komme gerne mal wieder nach Galway, als Stopover für eine Nacht oder eines der vielen coolen Jazz-& Bluesevents in kleinen Venues.
Outfitinspiration aus Irland
Dieser Beitrag ist auch aus einer Zusammenarbeit mit dem Tourismusverband Irland heraus entstanden. Sämtliche Erfahrungen und Meinungen spiegeln meine eigene Sicht wider. Der Beitrag enthält sogenannte Affiliate Links, d.h. wenn du auf den Link klickst und das Produkt kaufst oder die Unterkunft buchst, bekomme ich eine kleine Provision. Für dich entstehen klarerweise keine zusätzlichen Kosten, aber du ermöglichst damit, dass ich diesen Blog weiterhin mit Geschichten, Inspiration und ehrlichen Reisetipps befüllen kann.
2 comments
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Hab Dich gar nicht gesehen in Ballyshannon… Na, vielleicht nächstes Jahr… Deine Ansichten über Irland, Rory Gallagher und das Festival gefallen mir. Bin durch Deine Facebook-Collection vom 24er Festival auf Dich aufmerksam geworden. Da stimmt viel mit Deinen Erfahrungen überein bei mir. Angefangen 2015 mit einem ‘ganz normalen Kennenlern-Trip’ per Zug (mein anderes großes Hobby), und dann 2019 das erste Roryfest. Dann Pandemiepause, inzwischen das Dritte. Und jetzt, wo ich ‘FRANK’ kenne und weiß, daß sie nächstes Jahr wiederkommen, bleibt mir ja gar nichts Anderes übrig… ????
Schön Dich ‘entdeckt’ zu haben!