“Im Süden der Elbe ist quasi schon Bayern”- das hört man spaßeshalber in Hamburg des Öfteren. Dass dem nicht so ist, sondern sich im Süden sogar ein Stadtteil verbirgt, der seinen ganz eigenen Hamburger Charme hat und daher noch als Geheimtipp Hamburgs gehandelt wird, davon durfte ich mich gestern überzeugen.
Gemeinsam mit der First Lady Jolante und ihrem Straßenkapitän Philipp ging es gestern nämlich auf Entdeckungstour. Jolante, Straßenkapitän? Richtig! Außergewöhnlich, wie die Namen und Bezeichnungen, waren wir nämlich auch unterwegs. An Board eines azurblauen Bullis, Baujahr 1986 mit Fahrer Philipp waren wir auf den Straßen Hamburgs, fernab der allzu bekannten Touristenspots on tour. Philipp erwies sich nicht nur als Meister im Handling ohne Servo-Lenkung, nein, er kennt die Stadt offensichtlich auch wie seine Westentasche und hatte so viel Spannendes und auch Tagesaktuelles zu erzählen, wie man es sonst in keinem Audioguide über eine Stadt erfahren könnte. Sowas mag ich ja wirklich gern!
Über die Elbbrücken durch ein paar Industrieviertel gings nach Wilhelmsburg. Es hat sich eingepflegt, dass bei Hamburgern erst einmal die Augenbrauen hochgezogen werden oder die Nase gerümpft wird, sobald von Wilhelmsburg die Rede ist. Was sind Vorurteile überflüssig, wenn man sie nicht gelegentlich selbst überprüft! Aber: Auch über diese Vorurteile hat Philipp uns einiges zu erzählen gewusst. Wie diese historisch bedingt sind, warum sie überholt sind und warum letztlich Wilhelmsburg eigentlich auch eine wirklich schöne Gegend ist. An mehreren Spots, die wir angesteuert haben, konnte ich mir davon ein Bild machen. So ganz in Ruhe mit einem Kaltgetränk in der einen und meiner Kamera in der anderen Hand. Denn auch wenn du die Elphi und den Michel in Sichtweite hast, fühlt es sich doch an, als wärst du in einer anderen Stadt. Das ist es, was ich an Hamburg so liebe: seine Vielfältigkeit.
Bunt. Wild. Bescheiden. Glitzernd. Ruhig.
Ruhig ist hier mein Stichwort. Denn die 3h Bullitour raus aus dem Zentrum haben sich beinahe angefühlt wie ein Kurzurlaub. Meine Großstadt-Hektik habe ich gefühlt bei Überquerung der Elbbrücken hinter mir gelassen. Ich brauch kein Yoga zum Entspannen, ich brauche scheinbar mehr Bulli-Touren 😉
Ich möchte euch nicht zu viel von den Spots hier vorwegnehmen, so dass ihr diese ganz für euch neu entdecken könnt. Nur einen möchte ich hervorheben, weil er mich am meisten nachhaltig überrascht hat: Minitopia.
In 3 Worten: Spielplatz urbaner Selbstversorgung
Ich sag’s euch. Was hätte ich als Kind für so einen großartigen Ort gegeben! Eine grüne Oase, in der es allerhand zu entdecken gibt. Hier wird gebaut, experimentiert, geforscht, gepflanzt, gelebt. Stevie, eine der Initiatorinnen des Projekts hat uns übers Gelände geführt und uns gezeigt, wo beispielsweise Kinder aus umliegenden Kindergärten und Schulen lernen können, was Natur eigentlich bedeutet. Wieviel Strom es eigentlich benötigt, um einen Föhn benutzen zu können. Welche Schmetterlings- und Vogelarten es gibt. Welche Pflanzen man miteinander pflanzen kann – und welche besser nicht. Es wird gemeinschaftlich ein Baumhaus entworfen – und umgesetzt! Gemüse wird geerntet und aus Fallobst wird Saft gepresst. Ich könnte noch ewig so weitermachen. Worauf ich hinausmöchte, ist: Vor allem, wenn man sich täglich in seinem Kiez in der Großstadt aufhält, ist dieser Ort in wirklich jeder Hinsicht eine Oase. Und einen Besuch wert.
So wie auch die Waterkant Tour, ohne die mir dieses Erlebnis sicher entgangen wäre. Danke für einen so entspannten Abend mit so vielen kleinen Geheimtipps!
Meldet euch bitte jederzeit gerne, wenn ihr Fragen habt oder vor Neugierde platzt, wo wir noch überall waren. Wobei. Nein, dann würde ich euch ohnehin nur auf Tour mit Jolante schicken 😉
Herzlichen Dank an Geheimtipp Hamburg und Waterkant Touren für die Möglichkeit, meine Wahlheimatstadt mal wieder neu entdeckt zu haben!