‘Lass doch nach Danzig für einen spontanen Städtetrip?” – so mein Vorschlag, als Freunde und ich überlegten, wo sich im Sommer schön ein Geburtstag feiern ließe. Gefragt, gesagt, getan. Wir hatten eine wundervolle und aufregende Zeit in Polen und weil ich schöne Erlebnisse gerne teile, hier ein paar Erfahrungen und Tipps für einen Danzig Städtetrip.
Von Hamburg aus gehen mehrmals täglich Direktflüge nach Danzig. Mit einer Flugzeit von etwa 1,5h und einem durchschnittlichen Preis von 40€ hin- & zurück ist die Stadt meiner Meinung nach perfekt für einen ersten Einblick ins schöne Polen. Wir haben aber auch vor Ort nette Bekanntschaften gemacht, diese sind beispielsweise von Osnabrück und Berlin mit dem Zug für in etwa 80€ bequem hin- & zurück angereist, auch das ist also möglich. Der Bahnhof liegt fußläufig zum Zentrum, vom Flughafen haben wir für ein Uber etwa 10€ gezahlt, um dorthin zu kommen.
Wer meine Reisen kennt, weiß, dass ich oft ein gutes Händchen für Unterkünfte habe. Dem war auch diesmal so, unser Appartement, gebucht über AirBnB, kann ich euch absolut ans Herz legen. Es war super sauber und niedlich eingerichtet. Uns hat es an nichts gefehlt. So gab es Föhn, Handtücher, Bettwäsche, Kaffeemaschine, Mikrowelle, Kochutensilien, WLAN, Smart-TV und vieles mehr. Das Beste war jedoch die Lage, raus aus der Tür und wir waren mittendrin in der Altstadt von Danzig.
Wer meine Stories auf der Reise verfolgt hat, wird hier, ähnlich wie ich, vielleicht kurz schmunzeln. Frei raus: wir haben die Kneipenkultur, oder besser gesagt die Kneipen, sehr ernst genommen. Vermutlich habe ich auf dem kurzen Danzig Städtetrip mehr Alkohol konsumiert als in dem ganzen Jahr bisher zusammen. Es hat aber auch einfach Spaß gemacht, und mit Polen kommt man über den ein oder anderen Kurzen sehr schnell in Kontakt. Am häufigsten sind wir dem polnischen Büffelgrasvodka begegnet, ich hatte jedoch nicht erwartet, wieviele Kreationen sich damit schaffen lassen. Shots waren nicht einfach nur, wie bei uns häufig, Shots. Eher liebevolle, und äußerst kreative “Mini-Cocktails”. Mein Favorit: Vodka mit Kirschlikör und Tabasco. Man soll ja alles mal probieren 😉 Danzig bietet viele kleine, besondere Kneipen. Besonders vor allem hinsichtlich des Interiors, häufig finden sich an Wänden sehr alte Plakate oder andere Überbleibsel aus älteren Zeiten. Es gibt auch “modernere” Anlaufstellen, ich persönlich mochte aber den älteren, urigen Charme lieber. Abend für Abend hat es uns deshalb zu Pijalnia Wódki i Piwa verschlagen. Dort war ich Jahre zuvor schon begeistert, auch diesmal fühlte ich mich dort einfach wohl.
Funfact: ihr erhaltet in vielen Kneipen auch spät nachts noch Snacks wie Tartar (etwa 3€) oder warme, belegte Toasts (weniger als 3€) – es gab eine Zeit, in der Spirituosen nur in Kombination mit Essen bestellt werden durften. Ein nettes Überbleibsel nachts um 2 sag ich euch.
Riesig gefreut habe ich mich, als ich die Wisniewski Bar wiedererkannt habe, denn mir schmeckt der Kirschlikör dort einfach so gut und die Bar ist stylisch. Dort gibt es exakt nichts, ausser diesem einen Getränk: dem Wisniewski. Überzeugt auch selbst.
Ein weiteres Highlight, egal zu welcher Tageszeit: definitiv Elektryków. Merkt euch das unbedingt! Wir haben diesen besonderen Ort auf dem alten Werftgelände nach einer Fahrradtour angesteuert und kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die Location in einer Fabrik und dem umliegenden Gelände ist einzigartig und wahnsinnig cool. Viele Leuchtreklamen, hippe Menschen, Drinks, Live-Music und ein kleiner Foodmarket. Ich hätte hunderte von Fotos machen können, so sehr hat mich die Atmosphäre gecatcht.
Bei einem Besuch in Danzig, oder Polen generell, kommt man natürlich nicht drum rum, Pierogi zu essen. Die berühmten Schupfnudeln werden aus Kartoffelteig hergestellt und je nach Belieben mit süßer oder herzhafter Füllung verarbeitet werden können. Entweder ganz traditionell oder im Ofen nachgebacken, oder aber (und so mochte ich sie am liebsten) noch kurz in einer Butterpfanne geschwenkt. Innerhalb weniger Stunden waren wir direkt zweimal bei Pierogarnia Stary Młyn und die Pierogi waren dort sehr lecker. Sehr oft empfohlen wurde mir, auch von vielen Polen selbst, die Pierogarnia Mandu Gdańsk Śródmieście. Dort muss man sich jedoch auf längere Wartezeiten einstellen.
Schon bei meinem Besuch 2019 hat mich das Museum Solidarnosc so beeindruckt, dass ich bis heute sage, es ist das beste Museum, das ich bisher gesehen habe. Nun teilt sich das Museum diese Einschätzung mit dem Museum zum zweiten Weltkrieg. Warum ich so begeistert bin? Die Museen sind sehr modern, der Audioguide erzählt in deutscher Sprache dank Geolocation synchron zur Bewegung im Museum und die Kombination aus moderner Architektur, vielen Interaktionsmöglichkeiten, dem Guide und den Inhalten hat mich nachhaltig beeindruckt. Wenn Museumsbesuche doch nur in Schulzeiten schon so cool gewesen wären.
An einem sonnigen Tag haben wir uns für einen Ausflug nach Sopot mit dem Fahrrad entschieden. Sopot ist eine Nachbarstadt von Danzig und vor allem für seinen langen Sandstrand an der Ostsee bekannt. Vom Zentrum gelangt man auch gut mit dem Zug dorthin, mit dem Fahrrad benötigt man in etwa eine Stunde. Die Strecke ist durchgängig sehr eben. Hätte man mir mal erzählt, dass ich einen herrlichen Sommertag bei 30 Grad am Strand in Polen verbringe, hätte ich vermutlich irritiert geguckt. Aber ja, auch Badeurlaub lässt sich in Danzig und Umgebung traumhaft gut machen.
Ein lauer Sommerabend, die Sonne tünkt die wunderschönen Häuserfassaden mit ihren Giebeln in güldenes Licht und wir schippern auf einem kleinen Boot für 4 Personen an der Altstadt bis hinaus zur Werft. Eine Stunde haben wir die Sicht vom Wasser aus genossen, für in etwa 60€ insgesamt. In der Nähe der Werft hatte ich kurz das Gefühl, ich würde auf der Elbe schippern.
Apropos Häuserfassaden: an denen konnte ich mich kaum sattsehen, so wunderschön und perfekt restauriert schmücken sie das Stadtbild. Auch von oben lohnt sich die Sicht auf Danzig, dafür kann man entweder auf den Kirchturm der Marienkirche oder auf den Turm des Rathauses. Für letzteres haben wir uns entschieden, der Aufstieg ist machtbar und der Ausblick belohnt ohnehin.
Ich empfehle ihn absolut. Vom Stadtbild her, der Herzlichkeit der Polen und der Vielseitigkeit an Unternehmungen würde ich fast sagen, dass Danzig die mit bisher schönste Stadt für einen Städtetrip ist. Obwohl wir mit Reisezeitraum August in der absoluten Hochsaison da waren, blieben große Touristenmassen gefühlt aus. Obwohl es natürlich im Sommer besonders schön ist, leicht bekleidet am Strand oder in der Stadt zu schlendern, würde ich Danzig aber auch für einen Trip im Winter empfehlen – es gibt einfach auch so viel indoor zu erkunden. Hier nutze ich persönlich liebend gerne getyourguide – häufig gibt es auch Touren und Ähnliches auf Deutsch. Bei Fragen nutzt gerne die Kommentare – ich mache mich jetzt auf die Suche nach guten Pierogi in Hamburg (:
Der Beitrag enthält sogenannte Affiliate Links, d.h. wenn du auf den Link klickst und das Produkt kaufst oder die Unterkunft buchst, bekomme ich eine kleine Provision. Für dich entstehen klarerweise keine zusätzlichen Kosten, aber du ermöglichst damit, dass ich diesen Blog weiterhin mit Geschichten, Inspiration und ehrlichen Reisetipps befüllen kann.
Es ist Halbzeit meiner Reise in Irland, ich sitze in einem Café und versuche, die…
Jährlich findet in Irlands ältester Stadt Ballyshannon das Rory Gallagher Festival zu Ehren einer der…
Wusstest Du, dass Halloween auf etwa 5.000 Jahren Tradition beruht? Offen gestanden, viel wusste ich…
Auf einer meiner vielen Reisen durch Irland hat es mich durch Zufall ins Basecamp Knader…
Ein warmer Spätsommernachmittag im September. "Ocean air and salty hair" würde ich vermutlich cheesy bei…
"Wie Gott in Frankreich leben" - das geht definitiv bei einem Besuch des Château l'Hospitalet…
View Comments