Der Frage danach, was hinter dem Buzzword Social Detox steckt, bin ich zum Jahreswechsel mal nachgegangen. Um es vorwegzunehmen: ja, es stellte sich als wahrer Segen heraus. Darüber hinaus habe ich für mich aber persönlich noch mehr gelernt.
Nicht zuletzt dank meines Accounts grossstadtklein bin ich, zumindest gefühlt, always on. Jede einzelne Nachricht versuche ich angemessen zu beantworten, Fragen zu klären, meine Favoriten zu zeigen, meine Sichtweise mitzuteilen, und nicht zu letzt: Inhalte zu teilen. Die, für die ich mich selbst entscheide. Irgendwie schaffe ich das alles einigermaßen neben meiner Beziehung. Schaffe es relativ gut, nebenbei noch mit Oma Rommy Cup zu spielen. Ich schaffe alles irgendwie drum herum. Und ich mache das gerne und mit Freude. Sonst würde Ichs nicht tun, so einfach.
Weder on-, noch offline zu 100%, sondern irgendwo dazwischen. Folglich sicher nicht überraschend, wenn ich sage: das tun wir doch alle und ich halte eines der Extreme, besonders gänzlich offline leben, zunehmend träumerisch gedacht. Also wo können wir ansetzen, um das dazwischen leben immerhin so zu gestalten, dass es uns gut tut?
Wenn Likes zur modernen Droge werden und folglich unsere Selbstempfindung von Social Media abhängt. Von Nullen und Einsen, von Algorithmen. Unabhängig davon, wer die Macher hinter der Netflix-Dokumentation Social Dilemma sein mögen, die Message ist sehenswert. Kinderleicht erklärt zeigt sie auf, wie wir und unser gezeigtes (Online-)Verhalten eine Währung sind. Wie Algorithmen darauf getrimmt werden uns weiter in die Abhängigkeit von Social Media zu drängen. Zur eingangs erwähnten Frage, ob Social Detox ein Buzzword oder ein wahrer Segen sein kann: Social Media ist ein Geschäftsmodell, das mit Suchtmechanismen spielt. Dass sich dahinter folglich mehr als ein Buzzword verbirgt, liegt auf der Hand.
Ich erzähle bis dato nichts Neues, ich weiß. Dennoch, ehrlich gesprochen, greife ich morgens erstmal zum Handy. Schlafe abends nahezu vorm blauschimmernden Bildschirmlicht ein. “Nur noch mal kurz” wird zu Stunden – wer einmal TikTok geöffnet hat, wird ein Lied davon singen können.
Egal um welche Verhaltensänderung es geht, jeder braucht seine eigene Zeit. Seinen eigenen Anstoß, ein Verhalten zu überdenken. Darüber hinaus den Willen, es anzugehen. Bei mir war es schließlich nach einem Unfall soweit, der mich temporär in einen Rollstuhl zwingt. “Es geht mir gut”, sage ich regelmäßig und es ist die Wahrheit. Irgendwann habe ich die Worte nur leicht modifiziert: “Es tut mir gut” – und plötzlich habe ich meinen Tagesablauf in Frage gestellt. Meinen Tag als Außenstehender betrachtet und schließlich tief in mich reingehört.
Seit Monaten denke ich über Social Media Nutzung nach. Tausche mich mit euch aus darüber, möchte aufmerksam machen – so war es an der Zeit, meinem eigenen Ratschlag zu folgen.
Ein beliebter Agentur-Gag wenn ein Gerät nicht funktioniert und verzweifelt der IT-Karsten angepingt wird. So simpel und doch effektiv. Irgendetwas in mir war unruhig. Mir gingen die Inhalte durch den Kopf, die ich via Social Media konsumiert hatte und ich war genervt. Davon, dass sie mir meine Zeit rauben. Mich am Abschalten hindern und zuletzt: mir ein schlechtes Gefühl geben.
Selbstverständlich hätte ich auch gerne schöne Winterspaziergänge gemacht. Bananenbrot 3.0 (ihr wisst schon, diese bunten großen Schokoladenplatten aus dem Ofen) mitgemacht. Im Rollstuhl alles etwas beschwerlicher. Also: Ausschalten.
Was war das die ersten Stunden und Tage ungewohnt und anstrengend in gewisser Weise. Ich habe wahrgenommen, wie mein Daumen darauf trainiert ist, an die Stelle im Homescreen zu gehen, wo sich der Social Media Ordner befindet.
Ganz automatisch habe ich mehrere Male darauf geklickt, ohne es vermeintlich zu wollen.
Und mit den Tagen schaltete sich dieser Mechanismus ab. Und ich die Push-Benachrichtigungen.
Ich schalte meine Social Media Apps nun An- und Aus. Dann, wenn ich möchte. Jedes mal, so ganz bewusst. “Always on” soll mehr in meiner Macht als der des Smartphones liegen.
Hätte ich nicht enormes Feedback auf das Teilen meiner Gedanken dazu erhalten, hätte ich mich vermutlich nicht für einen Blogbeitrag á la “Social Detox – Buzzword oder wahrer Segen?” entschieden. Vor meinem inneren Auge habe ich meine Eltern oder die generell ältere Generation, die beim Lesen dieser Zeilen höchstwahrscheinlich die Stirn in Falten legt oder gar den Kopf in die Hand vor Unglauben.
Mein Vater würde sagen: “Was ist denn daran so schwer, was gibts denn darüber überhaupt zu reden? Ich lege einfach mein Handy im Urlaub oder auch sonst wo bei Seite und gut ist’s? Was du dich so anstellst…”
Und hier werden sich er auch wieder einige lächelnd schmunzeln. In anderen Worten: Es muss nicht immer für alle Sinn ergeben, was wir tun. Wichtig ist, dass es für uns Sinn ergibt und was uns individuell “gut tut”. Andere darüber entscheiden zu lassen oder sich an anderen dafür zu orientieren, ist selten hilfreich.
Es muss nicht immer das Eine oder das Andere sein. Manchmal hilft uns ein persönlich gewählter Mittelweg, angepasst an unser eigenes Leben, unsere Gewohnheiten und unsere Bedürfnisse. Bin gespannt auf Feedback. Welche Erfahrungen habt ihr bisher mit dem Thema Social Detox gemacht? Was ist Social Detox für euch? Buzzword oder wahrer Segen?
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