Wusstest Du, dass Halloween auf etwa 5.000 Jahren Tradition beruht? Offen gestanden, viel wusste ich nicht über das gruselige Fest, doch mit (m)einem Besuch des Puca Festival in Irland sollte sich das ändern.
Ende Oktober, meine Koffer sind gepackt. Darin einerseits warme & wetterfeste Kleidung für Irland, denn im November kann es dort schon sehr nass und kalt zugehen, sowie auch ein Kostüm. Eine rote Perücke und ein schwarzer Umhang sowie entsprechendes Make-Up, um die Tradition zu bedienen. Denn auch das Verkleiden hat Tradition und eine tiefere Bedeutung.
Irland ist die Heimat von Halloween, hier hat die Tradition ihren Ursprung. Genauer gesagt auf dem Hill of Ward (Tlachtga) in der Grafschaft Meath. Dort ist eine der ältesten Stätten, an denen das Fest Samhain zelebriert wurde. Samhain war quasi Vorläufer des modernen Halloween, wie wir es heute kennen. Das Fest läutete zum einen das Ende der Erntezeit, zum anderen den Winteranfang ein. Das keltische neue Jahr begann, es ist eine Zeit der Unsicherheit und des Wandels. An diesem heiligen Ort löschten die Kelten die Flammen des vergangenen Jahres und entzündeten zur Begrüßung der neuen Jahreszeit ein zeremonielles Feuer. Dazu gleich mehr.
Wie angedeutet ist Halloween eine Zeit des Übergangs. Es heißt, der Schleier zwischen unserer Welt und dem Jenseits senkt sich. So erwacht auch der Púca zum Leben, ein Fabelwesen aus der irischen Sagenwelt. Es soll das Schicksal jeder Person bestimmen können, die ihm begegnet.
Der Name Púca stammt von einer Figur aus der keltischen Mythologie. Sie erscheint um den Zeitpunkt des Festes Samhain herum und ändert das Schicksal all jener, die ihr begegnen …
Lonely Planet
Es gibt unzählige Sagen und Fabelwesen, auf dem nachfolgenden Bild seht ihr, glaubt man einer der vielen Sagen, womöglich ein Abbild Morrigans. Sie ist beispielsweise die Göttin der Dunkelheit und soll die Gestalt eines Raben annehmen können. Wenn das nächste mal ein Rabe über euch hinweg fliegt, ist es vielleicht die Göttin selbst, die euch daran zu erinnern versucht, dass es überall wo Licht ist, auch Dunkelheit gibt. Den Gedanken fand ich irgendwie wiederum sehr schön, ob Fabel oder nicht.
Eine Auflistung der vielen Fabelwesen würde hier definitiv den Rahmen sprengen, aber solltet ihr das Puca Festival einmal besuchen, begegnen euch dort sicher einige von ihnen 😉
Zugegeben, ich bin überrascht, als ich das erste Mal mit meinem Mietwagen in die kleine Stadt Trim einfahre. Ich bräuchte kein Navigationsgerät, um das Festival zu finden. Schon von weitem sehe ich die Ruinen des Trim Castles, einer jahrhunderte alten Festung und der wohl coolsten Kulisse für ein Halloweenfestival. Ich befinde mich im sogenannten Ancient East, dem mystischen Osten Irlands, der vieles vergangener Kultur und keltische Wahrzeichen birgt. In der Grafschaft Meath liegen die beiden Städte Trim und Athboy. Auf sie erstreckt sich das Puca Festival. In beiden Städten finden vom 28.-31.10. jeden Jahres verschiedenste Veranstaltungen statt. Sie sind die perfekte Kulisse für spektakuläre Projektionen, Geschichtenerzählen, Musik, Comedy, Essen & Trinken.
Selten habe ich mich so gerne verkleidet wie zu diesem Anlass. Ich wollte bestmöglich in das Festival, die Geschichten, die Orte, ja, die Kultur eintauchen. Hatte ich noch kurz Bedenken, ob ich die einzige erwachsene Person in Kostüm wäre, stellte ich schnell fest, dass ich ohne Kostüme auch die einzige Person gewesen wäre. Verkleidet wurde/wird sich übrigens aus folgendem Grund: Die Kelten glaubten, dass in der Nacht vor dem keltischen Neujahr die Grenze zwischen den Welten der Lebenden und der Toten verwische und die Geister der Toten auf die Erde zurückkehren, trugen sie Kostüme, um die bösen Geister abzuwehren.
Die Atmosphäre beim Puca Festival nehme ich als mystisch und ausgelassen zugleich wahr. Noch begegne ich nicht viele Touristen, dafür umso mehr feierfreudigen Iren & Irinnen. Drei Tage & vier Nächte lang dreht sich hier alles um Geschichte, Kultur, Musik, Mythen, Feuer, Festessen und so vieles mehr. Jung & Alt kommen zusammen, um hier ihr Halloween oder All-Hallows Eve, den Abend vor Allerheiligen, zu zelebrieren.
Den Abend des 31.10. verbringe ich auf dem Hill of Ward in der Nähe von Athboy. Denn hier wird auch heute noch, wie seit tausenden von Jahren, das sogenannte Samhainfeuer entzündet. Dieser Brauch geht vermutlich auf das Jahr 700 v.Chr. zurück und gilt als eine der wichtigsten altirischen Versammlungen. Das entzündet Feuer sollte die Dunkelheit verbannen und böse Geister der Unterwelt fernhalten. Außerdem sollen Menschen und Tiere sogar durch das Feuer geschritten sein, ein womögliches Ritual der Reinigung. Oft haben Menschen später auch Glut des Feuers mit nach Hause genommen, um ihre eigenen Feuer neu zu entzünden. Und tatsächlich beobachte auch ich an diesem Abend, wie einige Hände in die Glut greifen und Stücke des Feuers mit sich nehmen.
Zurück in Trim erlebe ich eine coole Feuershow – im Zuge meiner Recherchen ( glaubt mir, es gibt einfach so viel Historie rund um Samhain und Halloween!) verstehe ich rückblickend während des Schreibens hier noch so viel mehr. Und bin einfach mal wieder beeindruckt.
Kunst & Musik sorgen für ausgelassene Stimmung. Zwei Abende verbringe ich in einem großen Zelt nahe des Trim Castle und lasse das Geschehen auf mich wirken. Mein kleines Highlight war Gavin James. Hier findet ihr einen meiner vielen Highlightmomente, vor allem, als die Menge in den Chorus einstimmt – Gänsehaut!
Künstler und Musiker sorgen für ausgelassene Stimmung. Zwei Abende verbringe ich in einem großen Zelt nahe des Trim Castle und lasse das Geschehen auf mich wirken. Mein kleines Highlight war Gavin James. Bereits seit Monaten begleitet mich seine Musik. Das wird mir jedoch erst bewusst, als er 2m entfernt von mir seine Stimme zum Besten gibt. Was für ein Live-Auftritt! Hier findet ihr einen meiner vielen Highlightmomente, vor allem, als die Menge in den Chorus einstimmt – Gänsehaut!
Außerdem lerne ich am Abend darauf lerne ich die Band Hamsandwich kennen. Hab ich euch schon erzählt, wie klein Irland ganz oft auch mich wirkt? So oft erlebe ich, wie sich die Menschen alle untereinander über ein paar Ecken zu kennen scheinen. Ganz egal, wieviele Countys zwischen ihnen liegen. So kommt es beispielsweise, dass ich zufälligerweise mein Zimmer bei dem Onkel eines der Bandmitglieder gebucht habe. Ich kann es übrigens sehr empfehlen, ich habe mich super wohl gefühlt und Marie, die Gastgeberin, war einfach nur herzlich.
Von der Band haben mir schon viele meiner nun irischen Freunde und Bekannte erzählt. Es sei lohnenswert, sie live spielen zu sehen und ich entdecke immer wieder gerne neue Künstler:innen. Ich stimme dem nun vollends zu, die Band weiß einer Crowd einzuheizen. Und Frontsängerin Niamh Farrell hat gefühlt Energie für 10. Absolut coole Live-Performance! Solltet ihr mal die Möglichkeit haben, sie in Irland spielen zu hören, nutzt sie!
Das Puca Festival war für mich persönlich das zweite Festival, das ich komplett alleine im Ausland besucht habe. Manch einer mag die Vorstellung, alles alleine zu organisieren und vor allem zu genießen, wenig verlockend empfinden. Vielleicht auch als einschüchternd. Ich für mich kann nur sagen, es ist im wahrsten Sinne ein Schritt aus der sogenannten Komfortzone. Und vor allem in Irland hat sich dieser Schritt für mich immer bewährt. Hier findet ihr nochmal eine Zusammenfassung meiner Eindrücke in Videoform.
Ganz egal, ob alleine oder in Begleitung: wer sich für andere Kulturen, oder eben die der Iren interessiert, kann hier viel mitnehmen. Es hat so Spaß gemacht, dazuzulernen und die Historie hinter Halloween ein wenig mehr zu verstehen. Das Festival wirkt auf mich familiär, persönlich, mit viel Liebe zum Detail. Ich fühle mich wohl. In diesem Sinne bewahrheitet sich wie so oft in Irland:
Du kommst als Fremder und gehst als Freund.
Irisches Sprichwort
Auch zu Halloween.
Dieser Beitrag ist u.a. aus einer Zusammenarbeit mit dem Tourismusverband Irland heraus entstanden. Sämtliche Erfahrungen und Meinungen spiegeln meine eigene Sicht wider. Der Beitrag kann sogenannte Affiliate Links enthalten, d.h. wenn du auf den Link klickst und das Produkt kaufst oder die Unterkunft buchst, bekomme ich eine kleine Provision. Für dich entstehen klarerweise keine zusätzlichen Kosten, aber du ermöglichst damit, dass ich diesen Blog weiterhin mit Geschichten, Inspiration und ehrlichen Reisetipps befüllen kann.
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